Es geht wieder los. Schon eine ganze Weile geistern Nachrichten über die Ausbreitung der Vogelgrippe in den Medien umher. Wir sollen uns erwärmen für das vorsorgliche und alternativlose Gegenmittel – eine Impfung! Nun ist es soweit, die ersten Impfstoffdosen stehen in Europa zur Auslieferung bereit.
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete gestern, dass laut EU-Beamten heute ein Vertrag unterzeichnen wird, der über 40 Millionen Dosen eines präventiven Vogelgrippe-Impfstoffs für 15 Länder sichern soll, wobei die ersten Lieferungen nach Finnland gehen. Es handle sich um bis zu 665.000 Dosen des britischen Impfstoffherstellers CSL Seqirus mit einer Option auf weitere 40 Millionen Impfstoffe für maximal vier Jahre. Die Impfstoffe werden von der EU-Kommissionsstelle HERA im Auftrag von 15 Ländern der EU und des Europäischen Wirtschaftsraums beschafft. Deutschland gehört nicht zu den Unterzeichnern des Vertrags.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass dieses Produkt noch gar nicht ordentlich getestet ist. Schon wieder? In der offiziellen Produktbeschreibung lesen wir unter Punkt 4.8 zu den unerwünschten Wirkungen (1):
Zusammenfassung des Sicherheitsprofils
Es liegen keine klinischen Daten für den Impfstoff gegen zoonotische Influenza Seqirus A/Astrakhan/3212/2020 (H5N8)-ähnlicher Stamm (CBER-RG8A) (Klade 2.3.4.4b) vor.
Und unter Punkt 5.1 zu den pharmakodynamischen Eigenschaften:
„Klinische Wirksamkeit
Es gibt keine klinischen Daten für den zoonotischen Influenza-Impfstoff Seqirus A/Astrakhan/3212/2020 (H5N8)-ähnlicher Stamm (CBER-RG8A) (Kl. 2.3.4.4b).“
Bedeutet das nicht, dass das Mittel noch nicht am Menschen getestet wurde?
Wie gefährlich ist die Vogelgrippe, dass wir aus der Sicht jener EU-Beamten im großen Stil vorsorgen müssen? Sollten wir uns in Zukunft gegen alle potentiellen Erreger impfen lassen? Die Verbreitung von H5N2 ist seit langem bekannt und auch die Tatsache, dass sich Menschen mit H5N2 infizieren können. Aber nun ist in Mexiko erstmals ein 59-jähriger Mann daran gestorben, wobei nicht klar ist, ob er, an oder mit der Vogelgrippe verstorben ist. Warum wird in den Medien schon wieder Panik verbreitet?
Eher sachlich berichtet dagegen das RKI. Auf dessen Website lesen wir dazu unter dem Punkt „Ist die Vogelgrippe auch für Menschen in Deutschland gefährlich, gab es bereits Fälle?“ (2):
„Ob sich ein bestimmtes Vogelinfluenzavirus genetisch so verändern und an den Menschen anpassen kann, dass es von Mensch zu Mensch übertragbar wird, lässt sich nicht vorhersagen. Bei den Influenzaviren A(H5N1) und A(H7N9), die bislang die meisten Fälle beim Menschen hervorgerufen haben, ist dies bisher nicht geschehen.
(…)
Generell gilt: Tritt ein Vogelgrippevirus bei Nutzgeflügel auf, sind in erster Linie Beschäftigte in der Geflügelindustrie, Tierärzte und Beschäftigte in den betroffenen Betrieben gefährdet, die sich entsprechend den Vorgaben des Arbeitsschutzes schützen müssen; für die breite Bevölkerung wird nur ein sehr geringes Risiko gesehen. Bürger sollten kranke oder verendete (Wild-)Vögel bzw. (Wild-)Tiere generell nicht anfassen. Stand: 06.11.2023″ [Hervorhebung BT]
Ganz anders könnte die Situation aussehen, wenn gentechnisch veränderte Viren ins Spiel kommen. Bereits 2012 hat der Virologe Ron Fouchier vom Erasmus Medical Center in Rotterdam hochpathogene Influenzaviren vom Typ H5N1 („Vogelgrippevirus“) gentechnisch so verändert, dass sie anschließend im Tiermodell (Frettchen) durch Tröpfcheninfektion übertragen werden konnten. Diese Gain-of-Function-Forschung an Influenzaviren wurde zwar später verboten, aber wie wir beim Coronavirus gesehen haben, werden solche Verbote umgangen. Deshalb ist es so wichtig, ein weltweites Verbot durchzusetzen, das diese unethische und gefährliche Forschung weltweit verhindert. S. hierzu das sehr gute Gespräch mit Prof. Roland Wiesendanger auf HKCM.
(1) https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/zoonotic-influenza-vaccine-seqirus-epar-product-information_en.pdf
(2) https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Gefluegelpest/Gefluegelpest.html